Regenwaldwissen
Der Regenwald Indonesiens zählt zu den artenreichsten der Welt und nach Brasilien und der Demokratischen Republik Kongo zu den drittgrössten zusammenhängenden Waldgebieten.
Dennoch werden jedes Jahr riesige Waldflächen vernichtet, in Borneo sind es bis zu 1.7 Mio Hektar, das ist weit mehr als der gesamte Schweizer Baumbestand. Zum einen liegt das an der legalen Umwandlung von sog. Primärwäldern (Wälder ohne menschlichen Eingriff), zum anderen ist Illegaler Holzeinschlag für die derzeitige rasante Entwaldungsrate eine Ursache.
Vermutlich stammt der überwiegende Teil des aus Indonesien exportierten Holzes aus illegalem Einschlag. Dieser Trend spiegelt sich auch im Zustand des Artenbestandes wider: Indonesien führt die globale Liste der vom Aussterben bedrohter Arten an. Zu den bekanntesten, akut vom Aussterben bedrohten Tierarten gehören die Orang-Utans, die noch auf Borneo und Sumatra vorkommen.
Unproduktiver Regenwald?
Die Volkswirtschaft betrachtet Primärwälder oftmals als unproduktiv, da der Regenwald kaum Produkte für den Verkauf auf den nationalen Märkten oder dem Weltmarkt produziert. Für die angestammte lokale Bevölkerung hingegen ist der Regenwald und dessen traditionelle Nutzung (Jagd, Fischfang, Sammeln von Waldprodukten und Wanderfeldbau) eine existentielle Lebensgrundlage. Grossunternehmen aus der Agrar- bzw. Rohstoffwirtschaft lassen den Regenwald roden und abbrennen, um zum Teil mehrere 100 km² grosse Plantagen anzulegen. Dabei wird vor allem Holz zur Verarbeitung in der Möbel- und Papierherstellung und Palmöl zur Lebensmittel- und Biosprit"- Herstellung verkauft.
Die Böden sind jedoch oft zu nährstoffarm, als dass sie langfristig agrarwirtschaftlich genutzt werden könnten. Um das auf den Monokulturen produzierte Palmöl jahrelang ernten zu können, müssen die Plantagen intensiv mit Pestiziden und Düngemitteln bearbeitet werden. Diese oft giftigen Chemikalien - von denen einige in Europa längst verboten sind - gefährden nicht nur die Gesundheit der Arbeiter, sondern auch die Qualität des Grundwassers. Die indigene Bevölkerung betreibt deshalb Wanderfeldbau auf kleinen im Regenwald gerodeten Parzellen. Die im ehemals artenreichen Regenwald gerodeten Landflächen werden oft nur einige Jahre bebaut und dann aufgegeben. Meist siedelt sich dort dann das hartnäckige Elefantengras (Saccharum ravennae) an. Die CO2-Emissionen Indonesiens sind zu 80% auf Entwaldung zurückzuführen.
Das CO2-Problem
Beim Abbrennen der Wälder, insbesondere in den sehr torfreichen Gebieten, werden enorme Mengen des in der Vegetation gebundenen Kohlenstoffs freigesetzt. Die dabei entstehenden Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid beschleunigen die globale Erwärmung des Klimas. Daneben entsteht bei den grossflächigen Bränden starker Rauch, der sich zeitweise bis über die Nachbarländer Malaysia, Singapur und Brunei ausbreitet und gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden anrichtet und zu politischen Konflikten führt.
Was bedeutet "tropischer Regenwald"?
Tropischer Regenwald ist ein Sammelbegriff für Tiefland-, Bergregen- und Nebelwälder, die in der äquatorialen Zone beheimatet sind. Diese Ökosysteme zeichnen sich durch eine besonders hohe Biodiversität (Vielfalt an Arten, genetischen Bausteinen und Lebensräumen) aus, mit einem hohen Anteil an endemischen Arten, also Tier- und Pflanzenarten, die nur in diesem Gebiet vorkommen und damit weltweit einzigartig sind. Allerdings ist die Individuenzahl der verschiedenen Arten relativ gering. Das bedeutet, dass man eher viele verschiedene Arten findet, als viele Exemplare derselben Art.
Ein typisches Merkmal des tropischen Regenwaldes ist die Bildung von sehr komplexen Vegetationsstockwerken an den Bäumen, die jeweils charakteristische Tier- und Pflanzenarten beheimaten. So können viele Arten miteinander existieren, ohne zu stark um Ressourcen (Nahrung, Nistplätze etc.) zu konkurrieren. Die tieferen Ebenen der Bäume beherbergen dabei die grösste Artenvielfalt. Die bis zu 60 Meter hohen Bäume bilden ein dichtes Schirmdach, so dass nur wenig Licht den Boden und die unteren Stockwerke des tropischen Regenwaldes erreicht. Daher gibt es hier sehr viele "Aufsetzerpflanzen" - Pflanzen, die auf den Stämmen, Ästen und sogar Blättern der Bäume wachsen und sich von ihnen tragen lassen.
Bedeutung für Mensch und Medizin
Der Regenwald bietet für eine Millionen Menschen die wichtigste Lebens- und Wirtschaftsgrundlage. 90 % der 1.2 Milliarden Menschen, die weltweit in extremer Armut leben, sind auf Wälder angewiesen, um einen Teil ihrer Grundbedürfnisse zu decken. Für seine Bewohner*innen ist der Tropenwald nicht nur die wichtigste Lebensgrundlage, er stellt für sie auch einen unersetzbaren traditionellen und kulturellen Bezugsrahmen dar. Damit spielt der Schutz der Tropenwälder eine zentrale Rolle bei der Bewahrung der ethnischen Vielfalt.
Regenwälder beherbergen etwa 70 % der global vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und liefern Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Heilpflanzen und Baumaterial. Sie beeinflussen darüber hinaus die lokale und globale Klimabildung, regulieren die Lufttemperatur, erhalten die atmosphärische Luftfeuchte, absorbieren CO2 und exzessive Regenfälle und verhindern damit Erosionen und Überschwemmungen. Sie erhalten die Bodenfeuchtigkeit und den Erdboden mit Mineralien. Sie bilden aber auch wertvolle Reservoire für Biochemie und -technologie, Pharmazie, Medizin und Grundlagenforschung.