Entwicklung
Armut und Orang-Utan Schutz: Was hat das miteinander zu tun? Viel, denn Unterentwicklung und Ausgrenzung sind wichtige Gründe für Wilderei und Raubbau an der Natur.
Wir führen in enger Zusammenarbeit mit den dörflichen Gemeinschaften nahe den Schutzgebieten Projekte in den Bereichen nachhaltige Einkommen, Gesundheit und Bildung durch. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur menschlichen Entwicklung marginalisierter Gruppen und zum Artenschutz in Zentral- und in Ostkalimantan. Helfen Sie uns dabei?
Unsere Projekte in Zentralkalimantan konzentrieren sich auf die Mawas Region, ein rund 4000 km2 grosses und geschütztes Waldgebiet. Am Rande des Schutzgebiets leben rund 29 000 vorwiegend arme Familien in 53 Dörfern, die teils schwer zugänglich sind. Armut ist ein fruchtbarer Boden für illegale Aktivitäten wie Brandrodung Wilderei, Holzeinschlag oder das Schürfen von Gold. Lokale „Kredithaie“, die Geld zu überteuerten Konditionen verleihen, nutzen die Situation genauso aus wie Ölpalmproduzenten.
Um illegale Aktivitäten zu bekämpfen und der lokalen Bevölkerung einen Ausweg aus der Armut jenseits der Ölpalmplantagen zu bieten, vergeben wir Mikrokredite. Damit fördern wir Initiativen der lokalen Bevölkerung zur Verbesserung ihrer Einkommenssituation. Unser Ziel ist die Schaffung von alternativen, nachhaltigen und umweltverträglichen Einnahmequellen. Hierzu gehören auch Tätigkeiten in unseren Baumschulen oder in von uns ausgebildeten und ausgerüsteten lokalen Brandschutzteams.
Ausserdem führt BOS in der Mawas Region aber auch in Ost-Kalimantan Gesundheits- und Bildungsprojekte durch.
Unsere Projekte zur nachhaltigen Entwicklung in Ost-Kalimantan befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Kehje Sewen Forest – dem Auswilderungsgebiet der Rettungsstation Samboja Lestari – sowie der Rettungsstation selbst.
Drei Dorfgemeinschaften zwischen der Bezirksstadt Muara Wahau und dem BOS-Auswilderungsgebiet arbeiteten beispielsweise gemeinsam mit dem Feldteam von BOSF/RHOI und einer beratenden indonesischen Nichtregierungsorganisation (LPMK) an der Verbesserung traditioneller und der Schaffung neuer, nachhaltiger Einkommensquellen, einer besseren medizinischen Versorgung, der Erweiterung der Schulbildung und der Sensibilisierung für den Natur- und Orang-Utan-Schutz. Speziell Frauen wurde mithilfe von Kleinkrediten zu mehr Einfluss in den Gemeinschaften, Eigenständigkeit und Selbstvertrauen verholfen.
Eine Transitstation innerhalb der Grenze von Kehje Sewen unterstützten wir bei der Verbesserung ihrer Frischwasserversorgung, der Sanierung und Renovierung sanitärer Einrichtungen, der Einführung eines Abfallentsorgungs- bzw. Mülltrennungssystems und dem Aufbau eines gemeinschaftlichen Gemüsegartens mit Baumschule.
Einkommensgenerierung
Mit Mikrokrediten finanzierten wir die Herstellung, Veredelung und Vermarktung von Gütern, die entweder auf herkömmlichen Produktionsmethoden beruhen (wie z.B. traditionelle Fischfangmethoden, die ansässige Rattan- oder Kautschukproduktion) oder Initiativen, die neue Einkommensmöglichkeiten bieten (z.B. die Eröffnung von kleinen Kiosken oder Copy Shops).
Traditionelle Kunsthandwerks- und Anbaumethoden werden so erhalten und neue Kompetenzen erworben, die es der lokalen Bevölkerung erlauben, für sich und ihre Familien ein sicheres und umweltverträgliches Einkommen zu generieren.
Marginalisierte indigene Gruppen, die dem Regenwald häufig viel Wertschätzung entgegen bringen, werden in ihrer Identität, ihrer Selbstbestimmung und in der Wahrnehmung ihrer Rechte gestärkt. Zudem unterstützen wir auch hier gezielt Frauen und ihre Stellung in der Gesellschaft. Organisiert werden die Mikrokreditsystem von den Kreditnehmenden selbst.
Unser Mikrokreditprogramm startete 2011 mit einem Pilotprojekt in Timpah und wurde seitdem auf weitere Dörfer in Zentral- und Ost-Kalimantan ausgeweitet. Die Vorhaben zur nachhaltigen Entwicklung unserer Dänischen Partnerorganisation Save the Orangutan (StO) in der Region sind mit unseren Projekten abgestimmt bzw. bauen auf diesen auf.
Gesundheitsprojekte
Das Wohlbefinden und die körperliche Unversehrtheit der Orang-Utans und der lokalen Bevölkerung sind aufs Engste miteinander verbunden. Geht es den Orang-Utans gut, geht es in der Regel auch den Menschen gut und umgekehrt.
Das gilt insbesondere für die verheerenden Waldbrände, die jedes Jahr aufs Neue nicht nur das Überleben der roten Waldmenschen gefährden, sondern auch die menschliche Gesundheit der ganzen Region bedrohen. Laut einer Studie der US-Universitäten Harvard und Columbia starben rund 100 000 Menschen an den indirekten Folgen der Waldbrände von 2015.
Hundertausende leiden jährlich in den vom Smog betroffenen Ländern Indonesien, Malaysia und Singapur an Atemwegserkrankungen. Auch Fehlgeburten werden mit den alljährlichen Torf- und Waldbränden in Verbindung gebracht.
Zudem betreffen viele Krankheiten, die in der Region verbreitet sind, Menschen wie Tiere. Malaria, Hepatitis, Tuberkulose, Herpesviren oder verschiedene Parasiten (v.a. im Magen und Darm) werden aufgrund der engen genetischen Verwandtschaft zwischen Menschen und Orang-Utans übertragen.
Wir leisten deshalb Aufklärungsarbeit, unterstützten den Aufbau von kleinen lokalen Gesundheitszentren und kümmerten uns um eine bessere Ausstattung mit medizinischem Gerät und Medikamenten. Projekte im Bereich Umwelterziehung (die Einführung von Müllentsorgung und -trennung oder eine Verbesserung der Frischwasserversorgung) zielten ebenfalls auf eine gesunde lokale Bevölkerung ab. Diese Massnahmen sind vor allem deshalb wichtig, weil die lokale Bevölkerung oft nur begrenzten Zugang zu einer verlässlichen Gesundheitsversorgung hat. Insbesondere schwangere Frauen, Neugeborene und Kleinkinder leiden an der Unterversorgung.
Wenn Sie unsere Vorhaben im Gesundheits-, Einkommens oder Bildungsbereich unterstützen möchten, spenden Sie jetzt oder abonnieren Sie unsere Printmedien. Wir halten Sie gerne über unsere Projekte auf dem Laufenden!
Bildungsprojekte
Unsere Bildungsprojekte in Indonesien können zwei Kategorien zugeteilt werden: 1.) Massnahmen in den Bereichen Umwelt-, Natur- und Artenschutz (z.B. Workshops zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung für die ökologische Bedeutung der Orang-Utans oder für eine nachhaltige, ökonomische Nutzung des Regenwaldes) und 2.) Weiterbildungsprogramme zur Verbesserung der Einkommenssituation.
Unsere Aktivitäten im Bildungsbereich richten sich v.a. an benachteiligte Gruppen, wie z.B. Angehörige der Dayak Wehea (eine Ethnie, die um ihre rechtliche Anerkennung und Landrechte kämpft).
Ausserdem fördern wir gezielt junge Menschen, die zunehmend mit der Darstellung von materiellem Wohlstand in Kontakt kommen und als Reaktion darauf ihre eigene Kultur als rückständig betrachten. Unsere Aktivitäten im Bereich Umweltbildung richten sich insbesondere an Menschen, die nahe oder in Orang-Utan-Verbreitungsgebieten leben. Sie sollten am besten schon im Kindes- oder Jugendalter für die ökologische Bedeutung der Orang-Utans, deren Wiederansiedelung, den Arten-, Natur- und Umweltschutz sensibilisiert werden.
Bitte unterstützen Sie unsere Bildungsvorhaben in Indonesien und der Schweiz mit einer Spende, starten Sie Ihr eigenes Fundraising und/oder Aufklärungsprojekt in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld oder helfen Sie uns als Voluntär in unserer Geschäftsstelle in Zürich oder vor Ort in Borneo.
Unsere Projekte planen und implementieren wir gemeinsam mit der ansässigen Bevölkerung und mit regionalen Partnerorganisationen wie BOSF/RHOI, LPMK oder CAN. Inhalt und Zielsetzung der Vorhaben orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen, die zunächst gemeinsam ermittelt werden. Auch den Projektkontext, den Umfang der Aktivitäten und die beteiligten Gruppen identifizieren die implementierenden Partner und die Dorfgemeinschaften zusammen. Im Anschluss an diese erste Planungs- und Entwicklungsphase erfolgt eine Finanzierungsanfrage an BOS Schweiz, inklusive einer Darstellung der Problematik und Ziele, des Projektdesigns, eines Zeitplans und Budgets. Sobald BOS Schweiz die finanziellen Mittel eingeworben hat, unterzeichnen die Projektpartner ein Memorandum of Understanding (MoU), das die Kooperation formal regelt. Vor Ort wird das Projekt dann durch die Implementierungspartner und die Dorfgemeinschaften umgesetzt, ggf. unter Beteiligung anderer Fachorganisationen vor Ort.
Während der Implementierungsphase kontrolliert BOS Schweiz den Projektfortschritt auf Basis regelmässiger Berichterstattung und Projektbesuche, leistet fachliche Unterstützung, verwaltet die Mittel und berichtet an den/die Geldgeber und die Öffentlichkeit (PR). Zwischenanalysen können jederzeit zu einer Anpassung der Projektaktivitäten führen, die am Ende sowohl intern (durch die Implementierungspartner und BOS Schweiz) als auch extern evaluiert werden. Mit dem Abschlussbericht an den oder die Geldgeber und gegebenenfalls dem Aufgleisen eines Folgeprojektes schliesst sich der Kreis.
Helfen Sie uns, zu helfen
Unsere Projekte vor Ort im Bereich nachhaltige Entwicklung finanzieren wir über Stiftungs- und Spendengelder. Über die Jahre haben wir nicht nur erhebliche Summen für Vorhaben in diesem Bereich eingeworben, sondern auch unseren vertrauenswürdigen Umgang mit den Mitteln bewiesen. Bitte spenden auch Sie und ermöglichen Sie Hilfe zur Selbsthilfe!