Malaienbären-Rettung
Die kleinste Bärenart der Welt braucht dringend unsere Unterstützung, denn: In freier Wildbahn ist der Malaienbär vom Aussterben bedroht – aufgrund von illegalem Wildtierhandel, kommerzieller Jagd und Zerstörung seines Lebensraums.
Die BOS-Rettungsstation Samboja Lestari ist derzeit die Heimat von über 100 Orang-Utans und von über 70 Malaienbären. Verletzt, verwaist und sogar erblindet werden sie oft als Jungtiere in die BOS-Rettungsstation gebracht und vor Ort liebevoll von den Tierärztinnen und Pflegern versorgt.
Im Unterschied zu den insgesamt über 400 Orang-Utans, die BOS in ihren zwei Rettungsstationen versorgt, können Malaienbären, die lange gefangen gehalten wurden, nach aktuellem Wissensstand nicht mehr ausgewildert werden. Zu sehr haben sie sich an den Menschen gewöhnt. Sie hätten in der Wildnis nur sehr geringe Überlebenschancen. In ihrem Herzen sind die Bären aber wild und haben darum eine artgerechte Haltung verdient. Die grossen naturbelassenen Aussengehege der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari bieten den über 70 Malaienbären eine artgerechte Haltung.
Steckbrief Malaienbär
Verbreitung: Südostasien, hauptsächlich in tropischen Regenwäldern.
Grösse: 100 bis 140 cm Länge, Schulterhöhe etwa 70 cm. Sie werden 25 bis 65 Kilo schwer.
Alter: Malaienbären können in der Wildnis bis zu 25 Jahre alt werden, in Gefangenschaft noch älter.
Anzahl: Schätzungen gehen von einigen Tausend Exemplaren aus.
Besonderheit: Die gelb-orange Brustmarkierung ist bei jedem Bären anders. Sie ist so einzigartig wie ein menschlicher Fingerabdruck. Wegen diesen besonderen Flecken wird die kleinste Bärenart unter den Grossbären auch Sonnenbär genannt.
Ernährung: Allesfresser, ernähren sich vor allem von Termiten, Ameisen und Larven sowie einer grossen Vielfalt von Früchten und Pflanzen.
Status: Vom Aussterben bedroht.
Bedrohungsfaktoren
Wildtierhandel
Leider wird auch ihre Grösse den Malaienbären oftmals zum Verhängnis: Als kleinste Bärenart der Welt, wirken vor allem die Jungtiere kuschlig und harmlos, weshalb eine hohe Nachfrage nach ihnen als Haustieren besteht. Jedoch bedeutet auch jedes Jungtier, dass im illegalen Wildtierhandel als Haustier gehandelt wird, eine Mutter, die bei dem Versuch ihr Jungtier zu schützen, zuvor von den Jägern getötet wurde.
Schwindender Lebensraum
Allein auf Borneo werden jährlich 20’000 Quadratkilometer Regenwald zerstört – und damit auch die Heimat einer der weltweit grössten Biodiversitäten inklusive der Malaienbären. Die immer grösser werdende Nachfrage nach Palmöl führt dazu, dass Jahrtausende alter Primärwald legalen Monokulturen weichen muss. Hinzukommen der umstrittene Minenbau und die illegale Rodung von Urwaldriesen, die dazu führen, dass der Malaienbär sowie tausende weiter Tierarten ihren Lebensraum verlieren.
Kommerzielle Jagd und Gallensaft
Auch wenn Malaienbären international unter Schutz stehen und das Töten strafbar ist, wird dies in den Heimatländern des Bären kaum kontrolliert, sodass die kommerzielle Jagd weiterhin eine sehr grosse Bedrohung darstellt.
Jungtiere sind als Gallensaftspender besonders gefragt. Im Namen der Traditionellen Chinesischen Medizin werden die Jungbären, nachdem ihre Mütter getötet wurden, in enge Käfige eingepfercht und ihre Gallenblasen jahrelang regelrecht angezapft, um den begehrten Gallensaft zu «ernten». Da die Tiere diese Lebensumstände nicht lange überleben, werden sie regelmässig mit neuen ersetzt.
Grosser Erfolg: neue Waldgehege
Dank zahlreicher Spenden und dem Einsatz von Patrick Rouxel, unserem Bärenexperten, sowie sehr engagierten Volontärinnen und Volontären vor Ort, konnten zwischen Oktober 2015 und April 2016 mehrere neue Käfige gebaut und alte vergrössert werden. Doch fehlte weiterhin ein beachtlicher Betrag, um allen Bären in Samboja Lestari nicht nur geeignete Käfige zu bieten, sondern vor allem Zugang zu grossen, bewaldeten Aussengehegen.
Ende 2016 erklärte sich eine Schweizer Stiftung bereit, das Projekt mit einer grosszügigen Spende zu unterstützen. Hinzu kamen Spenden von Privatpersonen aus der Schweiz. Die Malaienbären erhielten damit endlich die nötige Zuwendung. Ihre viel zu kleinen, verrotteten Gehege konnten saniert und ein grosszügiger Aussenbereich gestaltet werden. Dieser enthält auch Käfige, in die sich die Tiere zurückziehen oder wo sie bei Krankheit behandelt werden können. Die Bauarbeiten am ersten Pilotprojekt begannen Ende 2016. Bereits im Frühjahr 2017 konnten die ersten Bären in neue Waldgehege umziehen (siehe Video unten). Mittlerweile stehen 16+ Aussengehege auf insgesamt 58 ha inklusive Trainingsanlagen. Dies ist eines der grössten Malaienbärenprogramme der Welt - mit Vorzeigecharakter, was die Haltungsbedingungen angeht.
Trotz unserer Erfolgen, liegt noch ein langer Weg vor uns! Insbesondere der tägliche Unterhalt der neuen grossen Anlage und das Futter der Bären kosten monatlich knapp 7500 Franken, wobei das Projekt zu 100 % aus Spenden finanziert wird.
Monatlich müssen rund 5700 Franken für Futter zur Verfügung stehen. Für einen Bären ist dies pro Woche etwa 20 Franken. Das Bärenfutter besteht mehrheitlich aus Früchten und aus einer sogenannten Futter-Grundbasis: Gemüse, Tempeh (ein indonesisches Produkt aus Speise- und Sojabohnen), Tofu und Sojamilch. Die Tiere suchen sich zudem im neuen Aussengehege selbst Honig und Insekten, die sie mit ihren grossen Krallen unter der Rinde der Kletterbäume herauskratzen. Die neuen Gehege sind zwar viel grösser als die früheren, aber zu klein, um dauerhaft Nahrung für die Bären zu bieten. Aus diesem Grund werden sie täglich von den BOS-Mitarbeitenden zugefüttert.