Die Rettung: Wenn jede Minute zählt
Dieses Video von BOS zeigt eindrücklich, wie eine Rettung abläuft.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 hat die BOS Foundation über 3000 Orang-Utans gerettet. Tiere, die verletzt, traumatisiert oder illegal gehalten und ihrer Heimat beraubt wurden. Viele von ihnen sind noch Kinder, wie die kleine Kejora, deren Geschichte beispielhaft zeigt, wie dramatisch die Rettungssituationen oft sind und wie wertvoll jede einzelne Rettung ist.

Die Bedrohung für Borneos Orang-Utans ist hausgemacht, vom Menschen verursacht. Hauptursache ist die massive Zerstörung ihres Lebensraums: Wälder werden gerodet, um Platz für den Palmölanbau, Minen oder Holzplantagen zu schaffen. Also für Produkte, die wir auch hier in unserem Alltag konsumieren. Die Orang-Utans verlieren ihren Lebensraum, werden mit Gewehren und Macheten von den Plantagen getrieben oder gar getötet. Jungtiere werden gefangen genommen und nach wie vor gerne im In- und Ausland illegal als Haustiere oder in Zoos oder Zirkussen gehalten - oft unter schlimmen Bedingungen.
So war es auch bei Kejora: Mit nur 18 Monaten wurde sie 2016 vor einem Düngemittellager in einer Palmölplantage gefunden, angekettet an einem Stück Eisen, stark unterernährt, dehydriert, ohne Mutter, ohne Schutz. Sie wog gerade einmal 4,8 Kilogramm. Wie die meisten Orang-Utan-Babys kam auch Kejora völlig verstört in unserer Rettungsstation an. Die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Orang-Utan wird vor allem in solchen Situationen schmerzhaft sichtbar. Ihr Blick auf dem Foto von damals ist ein Spiegelbild ihrer Seele und zeigt Angst, Verzweiflung und Ohnmacht zugleich.

Wie eine Rettung abläuft
Wenn BOS von einem Fall wie Kejoras erfährt, geschieht das meistens über die indonesische Naturschutzbehörde BKSDA. Gemeinsam mit dieser regionalen Behörde wird ein Rettungsteam zusammengestellt und zum Fundort geschickt. Informiert wird die Behörde durch Plantagenbesitzer*innen oder Anwohner*innen, die die Affen "finden" oder in der Nachbarschaft entdecken. Auch Haustierhalter*innen, die sich der Illegalität ihres Handelns bewusst werden, übergeben teils freiwillig Orang-Utans an die Behörden.
Je nach Zustand des Tieres läuft die Rettung unterschiedlich ab:
Gesunde, ausgewachsene Orang-Utans werden betäubt, eingefangen und möglichst direkt oder nach einer kürzeren Quarantänezeit in sichere Waldgebiete umgesiedelt.
Verletzte, verwaiste oder traumatisierte Tiere wie Kejora werden in eine der beiden BOS-Rettungsstationen gebracht, entweder Nyaru Menteng (in Zentral-Kalimantan) oder Samboja Lestari (in Ost-Kalimantan).
Dort folgt zuerst eine medizinische Erstversorgung. Das bedeutet, dass die Tiere auf Verletzungen und Krankheiten untersucht werden. Bei Bedarf werden Wunden behandelt und die Orang-Utans bekommen notwendigen Impfungen. Danach sind mindestens 3 Wochen Quarantäne angesagt, um sicherzustellen, dass die Menschenaffen gesund sind und keine Krankheiten übertragen. Ein Risiko, das besonders besteht, wenn die Geretteten zuvor in engen Kontankt mit Menschen kamen. Für Jungtiere wie Kejora beginnt dann der Weg zurück in die Freiheit: liebevolle 24/7-Betreuung im Babyhaus und später ein intensives Training in der Waldschule, wo Klettern, Nahrungssuche, Nestbau und soziale Fähigkeiten geübt werden.
Fokuswoche zum Welt-Orang-Utan-Tag
Dieser Artikel ist Teil unserer Themenwoche rund um die Rehabilitierung und Auswilderung von Orang-Utans bei BOS.
Aktueller Beitrag:
– Die Rettung: Wenn jede Minute zählt
Demnächst:
– Das Babyhaus: Geborgenheit für die Kleinsten
– Die Waldschule: Wie Orang-Utans das Überleben lernen
– Auswilderung: Der grosse Schritt in die Freiheit
– Nachwuchs im Regenwald: Wenn Auswilderung zum Erfolg wird

Jeder Orang-Utan zählt
Die Rettungsstationen von BOS beherbergten zeitweise über 800 Borneo Orang-Utans. Das sind doppelt so viele, wie weltweit in Zoos leben. Und jeder einzelne zählt: Denn die verbleibende wilde Population wird auf gerade einmal 54 000 bis 100 000 Tiere geschätzt. Ihre Fortpflanzungsrate ist extrem niedrig: Ein Weibchen bekommt nur alle acht Jahre Nachwuchs. Das bedeutet: Jede verlorene Mutter - aber eben auch jedes gerettete Waisenkind - kann entscheidend für das Überleben der Art sein.
Spenden Sie jetzt für unsere Rettungsstationen, denn hier werden Orang-Utan-Babys wie Kejora aufgefangen und liebevoll versorgt. Nur dank Ihrer Hilfe erhalten diese Tiere eine zweite Chance auf ein Leben in Freiheit.