Grösste Orang-Utan-Rettungsstation zügelt Waldschule
Wir wären gerne für immer geblieben. Doch nach 25 Jahren ist die BOS Foundation gezwungen, den alten Standort ihrer Orang-Utan-Rettungsstation auf Borneo in Indonesien zu verlassen. Die Pacht, die sich bisher stillschweigend verlängerte, endet nun definitiv. Der Wald, der den geretteten Orang-Utan-Waisen als Zuhause diente, wird umgenutzt zu einem Naherholungsgebiet. Also bleibt nur eine Lösung: Ein Neuanfang. Ein riesiges Unterfangen, voller Herausforderungen, aber auch voller Chancen.
Ein emotionaler Abschied – und ein hoffnungsvoller Neuanfang
Der Moment, auf den das BOS-Team seit 2 Jahren hinarbeitet, ist gekommen: Die Orang-Utan-Waisen der 4. und 5. Klasse unserer Waldschule werden in liebevoll mit Futter ausgestattete Transportkäfige verfrachtet und per Pick-up auf das neue Gelände gefahren. Die jüngeren Waldschüler*innen dürfen zusammen mit ihren Ersatzmüttern sogar in einem echten Schulbus in ihr neues Zuhause fahren.
Angekommen, erobern sich die neugierigen Orang-Utans ihre neue Heimat Stück für Stück. Die nagelneuen, grösseren und vor allem hohen Schlafgehege, den Abenteuerspielplatz direkt davor und das aufregende Trapez-Seil, das es den Waisen ermöglicht, sich in den Wald zu hangeln - so, wie es sich für einen wilden Orang-Utan gehört.
Der neue Standort der BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng liegt nur etwa einen Kilometer von der bisherigen Station entfernt. Doch für die Orang-Utans ist es eine völlig neue Welt.

“Orang-Utans sind nicht haarige Umzugskisten, die von A nach B transportiert werden. Sie gehören zu den intelligentesten und einfühlsamsten Wesen überhaupt. Ihr Umzug musste behutsam vonstatten gehen und wurde monatelang im Voraus geplant, damit sie sich sicher fühlen und in ihrem neuen Zuhause gut und schnell einleben können”
Dr. Sophia Benz
Geschäftsleiterin BOS Schweiz
Ein Zuhause, das mehr kann
Der Umzug bringt nicht nur Veränderung, sondern auch Fortschritt. Das neue Nyaru Menteng ist mehr als eine 1:1-Kopie der alten Rettungsstation. Es ist eine moderne, weitläufige Anlage, die die Lebensqualität der Orang-Utans erheblich verbessert.
Neben der neuen Waldschule entstehen eine hochmoderne Tierklinik mit Labor, verbesserte Nachtgehege und bis zu sieben künstliche Inseln für Orang-Utans, die nicht ausgewildert werden können. Sie alle sollen endlich ausserhalb von Käfigen leben – auf naturnah gestalteten Inseln, inmitten von dichter Vegetation.

Eine logistische Mammutaufgabe
Der Umzug selbst ist anspruchsvoll. Schliesslich handelt es sich nicht um Möbel oder Kisten, sondern um empfindsame Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen. BOS hat sich dieser Herausforderung mit viel Herzblut gestellt:
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Schritt für Schritt werden Gruppen von Orang-Utans transportiert und in ihrem neuen Zuhause eingewöhnt.
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Die neue Infrastruktur wurde so gestaltet, dass die Tiere sich schnell zurechtfinden und die Mitarbeitenden effizienter arbeiten können.
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Nachhaltigkeit steht im Fokus: Solarenergie und Regenwasseraufbereitung sorgen für eine autarke und umweltfreundliche Versorgung.
Der neue Standort für die rund 240 Orang-Utans und 150 Mitarbeitenden ist fast doppelt so gross (insgesamt 132 ha), ruhiger und moderner als der alte. Die Orang-Utans werden mehr Platz haben, bessere Trainingsmöglichkeiten – und damit die bestmögliche Vorbereitung auf ihr grosses Ziel: die Rückkehr in die Wildnis.

Die Rehabilitation auswilderbarer Orang-Utans verläuft in mehreren Phasen. Zunächst lernen die verwaisten Jungtiere im Waldkindergarten von menschlichen Ersatzmüttern grundlegende Überlebensfähigkeiten. In der Waldschule vertiefen sie ihre Kenntnisse, indem sie sich im Klettern, Nestbau und der Nahrungssuche üben. Schliesslich bereiten sie sich auf einer Vorauswilderungsinsel auf das eigenständige Leben in der Wildnis vor. Nur wer alle nötigen Fähigkeiten zeigt, wird in ein sicheres Waldgebiet ausgewildert.
Gemeinsam in die Zukunft
Ohne Unterstützung wäre dieses Mammutprojekt nicht möglich. Die Finanzierung muss kontinuierlich gesichert werden, damit die Klinik, die Waldschulen und die Inseln fertiggestellt werden können.