Lebenswichtige Verbindung: Wildtierkorridore
Unser holistischer Ansatz ist keine Floskel. Mit unserem neuen Partner, dem Conservation Action Network (CAN), schützen wir gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteuren noch mehr wichtige Lebensräume. Für Menschen, Orang-Utans – und für vermeintlich ausgestorbene Nashörner.
Östlich an das Auswilderungsgebiet der BOS Foundation in Ost-Kalimantan grenzt eine besondere Gegend: Die Wälder im Bezirk Berau in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, sind aussergewöhnliche Ökosysteme und eine wichtige Lebensgrundlage für die umliegenden Gemeinden.
Dieses riesige Gebiet besteht neben Wäldern und Siedlungen aus Agrar- und Industrieflächen. Damit Natur und Mensch nebeneinander existieren können, schaffen wir gemeinsam mit CAN Wildtierkorridore, die Lebensräume miteinander verbinden. So fördern wir die genetische Vielfalt und das langfristige Überleben der Wildtiere. Das Korridorgebiet Menyapa Lesan mit einer Fläche von rund 183 000 Hektar bietet neue Hoffnung für Orang-Utans und andere Wildtiere auf grössere Gebiete und Lebensräume. Der Schlüssel zur Entwicklung dieser Waldlandschaft ist das Engagement aller Interessengruppen für dieses Projekt. Gespräche mit 9 Dörfern, 14 Firmen und den lokalen Behörden fanden bereits statt.
“Der Schutz dieser Wälder ist für die Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts matchentscheidend.”
Paulinus Kristianto, Geschäftsleiter CAN
Ein indigener Naturschützer
Als Projektleiter von BOS Schweiz besuchte ich CAN 2023 zweimal. Im Februar lernte ich Linus (Paulinus Kristianto, Geschäftsführer der Organisation) kennen. Er trägt viele Hüte: Umweltschützer, Aktivist, Naturliebhaber und Visionär. Linus stammt aus West-Kalimantan und gehört zu der indigenen Volksgruppe der Dayak. Er ist stolz darauf, der erste Dayak-Leiter einer Artenschutzorganisation auf Borneo zu sein.
Wir reisten von der Stadt Tanjung Redeb (im Bezirk Berau) per Boot entlang des Kelai Flusses Richtung Osten, vorbei an beeindruckenden, von Regenwald überwucherten Kalkfelsen. Das für den Korridor vorgesehene Gebiet ist etwas grösser als der Kanton Zürich, rund 1830 km2. Es umfasst 9 Dörfer und deren Gemeinschaftsland sowie Konzessionsgebiete von 12 Palmöl- und Holzfirmen und grenzt an Kohleminen. Die von CAN dieses Jahr durchgeführte Studie schätzt die Zahl der dort verbleibenden Orang-Utans auf etwa 185 Individuen.
Wir reisten 5 Tage durch dieses Gebiet, besuchten Dayak-Dörfer und besichtigten die Landschaft, die wir mit Fruchtbäumen wiederaufforsten werden. Sie sollen den Orang-Utans als Nahrung dienen und sie dazu bewegen, durch den Korridor neue umliegende Wälder zu erschliessen.
Gewinn für Mensch und Tier
Wir haben einen sehr guten Eindruck von CAN, das Team arbeitet effizient und zeigt sehr viel Engagement. Zurück in der Schweiz konnten wir die Fondation Hans Wilsdorf überzeugen, das Vorhaben als Teil eines Stiftungsprojektes zu finanzieren. Gemeinsam werden wir schon bald Positives bewirken, auch für Menschen: Wir unterstützen die Dörfer beim Aufbau nachhaltiger Kleinunternehmen und bieten ihnen Arbeitsplätze als Community Ranger. Auch die Behörden ziehen am gleichen Strang, denn sie sind daran interessiert, ihren Naturschutzauftrag zu erfüllen.
Nashornjagd mit guten Absichten
Von den Wildtierkorridoren werden nicht nur die Biodiversität, Menschen und Orang-Utans profitieren. Das Kalimantan-Nashorn galt jahrzehntelang als ausgestorben – es existierte nur noch in der Dayak-Folklore. 2013 dann die Sensation: Das “nur” rund 350 kg schwere, stellenweise behaarte Tier tappte in eine Kamerafalle!
Auch verletzte Tiere wurden so fotografiert und konnten daraufhin gepflegt und wieder freigelassen werden. CAN half den Behörden dabei. Werden mehr Lebensräume miteinander verbunden, schafft es hoffentlich auch das Kalimantan-Nashorn, sich wieder auszubreiten.
Spenden Sie Lebensraum
Grosse, verbundene Waldgebiete sichern das Überleben ganzer Arten. Mit 40 CHF können Sie z. B. 1 Hektar Wald 1 Jahr lang unter Schutz stellen.