Freiheit überwachen: Post-Release Monitoring
Vor allem in den ersten sechs Wochen nach der Freilassung, mindestens ein Jahr lang und maximal für zwei bis drei Jahre überwachen wir die ausgewilderten Orang-Utans. Aktuell setzen wir dafür Radiotechnologie ein. Jedem Tier wird ein Transmitter in die Nackenfalte implantiert, welcher ein Signal aussendet. Das Signal wird von einem Empfänger entgegen genommen und per Antenne vom BOSF-Feldteam lokalisiert.
Über Wochen verfolgt das Team die ausgewilderten Orang-Utans und erhebt dabei Daten, die Rückschlüsse auf ihr Wohlergehen zulassen:
- Wieviel Zeit verbringt das Tier schlafend oder essend?
- Welche Nahrung nimmt es wann zu sich?
- Wieviel Strecke legt es zurück, interagiert es sozial und wie ist sein/ihr Reproduktionsverhalten?
Aus diesen Informationen können die BOS-Mitarbeitenden und die Wissenschaftler*innen, die den Auswilderungsprozess begleiten, ablesen, welchen Einfluss die Auswilderungen auf das Ökosystem haben. Zudem können sie feststellen, ob ein Tier in der Lage ist, sich in der freien Wildbahn selbständig zu ernähren, ob das Nahrungsangebot ausreicht, ob das Tier zu- oder abnimmt, gesund oder krank ist. Ist Letzteres der Fall, müssten Tiere gegebenenfalls zurückgeholt und medizinisch behandelt werden. Kristallisiert sich hingegen ein permanenter Aufenthaltsort heraus, ist das gerade bei Weibchen ein gutes Zeichen: Sie scheinen ihr neues Zuhause akzeptiert zu haben.
Die so gewonnenen Erkenntnisse werden für zukünftige Auswilderungen genutzt und wenn nötig Strategien angepasst. Ausserdem gilt: Nur wenn wir wissen, welche Tiere die besten Überlebenschancen haben, können wir unsere Vorbereitung auf die Auswilderungen (d.h. die Pre-Release Aktivitäten) entsprechend optimieren. Zu guter Letzt kontrollieren wir nicht nur das Wohlbefinden der ausgewilderten Tiere, sondern auch die Auswilderungsgebiete selbst. Gefahren wie z.B. illegaler Holzeinschlag oder Wilderei werden so eher entdeckt. Auch die abschreckende Wirkung dieser Überwachungstätigkeit sollte nicht unterschätzt werden.
Unser Post-Release Monitoring deckt aktuell riesige Auswilderungsgebiete an allen drei Standorten ab: in Bukti Batikap und im BBBR National Park (Zentral-Kalimantan) sowie in Kejeh Sewen (Ost-Kalimantan). Die Signale der Sender haben eine Reichweite von 400 Metern bis 5 Kilometern – je nachdem wie stark bewaldet und hügelig das Land ist. Mit den personellen und technischen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, schaffen wir es, knapp 250 ausgewilderte Orang-Utans zu überwachen.
Bitte spenden Sie für unser Post-Release Monitoring. Nur mit Ihrer Unterstützung können wir weitere Auswilderungsgebiete sichern und überwachen, die Orang-Utans in unserer Obhut optimal auf ein Leben in Freiheit vorbereiten und die sehr kostspieligen Auswilderungen durchführen.