Fast wie bei uns: So verlieben sich Orang-Utans

Veröffentlicht30.09.2025

Bugis und Mori zeigen uns, wie Liebe im Regenwald aussieht: vorsichtige Schritte, Geduld und sanfte Gesten. Ihr Balzverhalten erinnert verblüffend an uns Menschen – komplex, zart und voller Zwischentöne.

Orang-Utans sind Einzelgänger. Die meiste Zeit streifen sie allein durch den Dschungel von Borneo oder Sumatra. Ganz besonders sind daher Momente, in denen sich zwei Tiere begegnen und langsam eine Beziehung aufbauen. Denn jede Annäherung, jede zarte Berührung ist ein Schritt in Richtung Zukunft. Eine Zukunft, die über das Überleben der gesamten Art entscheidet.

Warum schon eine einzelne Geburt einen riesigen Unterschied machen kann, können Sie im Artikel über Nachwuchs in der Wildnis nachlesen.

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Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür sind Bugis und Mori, zwei Orang-Utans, die vor ihrer Auswilderung eine Zeit lang gemeinsam im selben Gehege lebten. Als sie später im Kehje Sewen Wald freigelassen wurden, platzierte man die beiden extra nahe beieinander. Und siehe da, sie fingen an, einander auf ihre ganz eigene, sanfte Art näherzukommen.

Auch bei uns Menschen ist es nicht anders: Wir verlieben uns nicht auf Knopfdruck. Beziehungen entstehen durch Begegnungen, Vertrauen und langsame, stetige Annäherung.

Wenn die Pubertät früher kommt

Wilde Orang-Utans erreichen ihre Geschlechtsreife erst spät: Weibchen mit knapp 15 Jahren, Männchen oft erst mit 14 bis 18 Jahren. Bei geretteten Tieren kann es durch ihre Vorgeschichte und bessere Lebensbedingungen in Obhut von BOS früher geschehen.

Auch hier gibt es Parallelen zu uns Menschen, denn bei uns hat sich das Eintrittsalter in die Pubertät über die letzten Jahrzehnte ebenfalls gesenkt. Grund dafür sind gesündere und hochwertigere Ernährung, ein höheres Sicherheitsgefühl und ein funktionierendes Gesundheitssystem. So wie Kinder heute früher erwachsen werden, entwickeln sich auch Orang-Utans schneller, wenn sie in geschützter Umgebung leben.

Balzverhalten: Komplex und voller Zwischentöne

Das Balzverhalten der Orang-Utans ist nicht einfach ein mechanischer Instinkt, wie man es vielleicht bei Tieren erwarten würde. Es ist ein langsamer, komplexer Prozess aus Beobachten, Annähern und Reagieren.

Bugis folgt Mori geduldig durch den Wald, klettert hinter ihr her, berührt sie sanft am Rücken, umarmt sie und ruft nach ihr, wenn sie ausser Reichweite ist. Mori wiederum entscheidet aktiv, ob sie Nähe zulassen will oder nicht.

Auch hier gibt es erstaunliche Parallelen zu uns: Wer einen Menschen erobern möchte, braucht Geduld, Respekt und das richtige Gespür für Nähe und Distanz. Kleine Gesten – ein Blick, ein Lächeln, ein geteilter Moment – können mehr auslösen, als eine schnelle Annäherung.

So wie wir Menschen nicht jede Einladung annehmen, zeigen auch Orang-Utan-Weibchen oft Zurückhaltung. Die Partnerwahl ist komplex, voller feiner Nuancen und genau darin liegt ihre Schönheit.

Viel Nachwuchs wegen der Arbeit von BOS

Die Realität bleibt jedoch herausfordernd: Orang-Utan-Mütter bekommen nur alle sechs bis acht Jahre ein Kind. Diese niedrige Reproduktionsrate macht die Art verletzlich.

Und doch gibt es Hoffnung: In den von BOS verwalteten Wäldern konnten unsere Teams bereits 37 Babys beobachten. Jedes einzelne bedeutet, dass ein Pärchen zueinander gefunden hat und dass eine neue Generation von Orang-Utans mit natürlichen Instinkten, Fähigkeiten und Überlebensstrategien heranwächst.

Wenn unser Team sieht, wie zwei Orang-Utans Seite an Seite Futter teilen oder ihre Nester nebeneinander bauen, sind wir genauso aufgeregt wie Menschen, die das erste Mal ein junges Paar Händchen halten sehen. Es liegt etwas Magisches in der Luft.

Und wer weiss, vielleicht dürfen wir schon bald auch von Bugis und Mori Nachwuchs im Regenwald begrüssen.

Noch mehr Amore dank Ihrer Hilfe!?

Damit diese Liebesgeschichten weitergeschrieben werden, brauchen wir Ihre Unterstützung. Nur wenn wir geretteten Orang-Utans sichere Rettungsstationen und geschützte Lebensräume bieten, haben sie die Chance, sich natürlich fortzupflanzen und so das Überleben ihrer Art zu sichern.

Werden Sie jetzt Gotte oder Götti einer unserer Rettungsstationen und begleiten Sie Orang-Utans auf ihrem Weg zurück in die Freiheit:
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