Das Babyhaus: Geborgenheit für die Kleinsten

Veröffentlicht19.08.2025

So sieht der Alltag der Baby-Orang-Utans bei BOS aus.

Wenn Orang-Utan-Babys gerettet werden, beginnt für sie ein komplett neues Leben voller Zuwendung, Schutz und liebevoller Pflege. Der Weg zurück ins wilde Leben ist lang. Doch das Team der BOS Foundation begleitet jedes dieser Waisenkinder Schritt für Schritt. So wie im Fall von Esa und Indri, zwei Orang-Utan-Babys, die kürzlich schwer verletzt, unterernährt und völlig verängstigt in unsere Obhut kamen.

Wie bei jeder Rettung beginnt auch für Babys wie Esa und Indri alles mit einem medizinischen Check direkt nach ihrer Ankunft in unserer Rettungsstation. Im Anschluss müssen die Tiere zunächst für drei Wochen in Quarantäne, da sie, besonders nach engem Kontakt mit Menschen oder Tieren, Krankheiten wie Tuberkulose oder Hepatitis übertragen könnten. Viele sind unterernährt, traumatisiert oder verletzt.

Indri wurde beispielsweise von einem Hund angegriffen. Sie wies schwere Bissverletzungen auf, darunter eine offene Wunde an der Schläfe und ein geschädigtes Handgelenk. Wochenlang war sie zuvor gemeinsam mit Esa illegal als Haustiere gehalten worden. Ernährt wurden die beiden Babys - absolut nicht artgerecht - mit Zuckerwasser und Maniokblättern. In der Wildnis würden sie noch Jahre gesäugt werden.

Geborgenheit statt Isolation: Das Babyhaus als sicherer Rückzugsort

Zwar war ursprünglich geplant, die beiden zunächst in der Quarantänestation zu beobachten, doch schnell zeigte sich, wie stark Esa und Indri unter Trennungsangst litten. Deshalb entschied das Team, sie gemeinsam in die Babystation zu verlegen. Dort werden sie rund um die Uhr betreut, erfahren Nähe, Struktur und liebevolle Fürsorge.

Im Babyhaus beginnt der Tag meist schon um 6 Uhr morgens. Milchfläschchen werden vorbereitet, Windeln gewechselt, Gesundheitswerte kontrolliert. Ersatzmütter begleiten die Orang-Utan-Kinder dann in den Waldkindergarten, wo sie bereits ganz vorsichtig und spielerisch lernen, sich zu lösen. Erste Erfolge werden verzeichnet im Klettern, Nahrung finden, giftige Pflanzen erkennen, soziale Signale deuten oder sich ein Nest bauen. Zwischendurch gibt es kleine Zwischenmahlzeiten und natürlich Nähe, Berührung, Geborgenheit.

Auch nachts ist immer jemand da, um zu trösten, beim Einschlafen zu helfen oder bei Unwohlsein sofort das tierärztliche Team zu informieren. Genau wie Menschenbabys weinen die kleinen Orang-Utans in der Nacht öfter, werden wach und bekommen in regelmässigen Abständen ihre Milchfläschchen. Gefüttert werden am Anfang Muttermilchersatzprodukte zum Anrühren oder Sojamilch. Das Nuckeln am Fläschchen und die körperliche Nähe zur Babysitterin beruhigt bei gleichzeitiger Versorgung mit überlebenswichtigen Vitaminen. Unsere Ersatzmütter geben alles, um die engste Mutter-Kind-Beziehung in der Tierwelt - die unglaublich starke Bindung zwischen der verlorenen Orang-Utan-Mutter und ihrem Baby - so gut es eben geht zu ersetzen.

Fokuswoche zum Welt-Orang-Utan-Tag

Dieser Artikel ist Teil unserer Themenwoche rund um die Rehabilitierung und Auswilderung von Orang-Utans bei BOS.

Bereits erschienen:
Die Rettung: Wenn jede Minute zählt

Aktueller Beitrag:
– Das Babyhaus: Geborgenheit für die Kleinsten

Demnächst:
– Die Waldschule: Wie Orang-Utans das Überleben lernen
– Auswilderung: Der grosse Schritt in die Freiheit
– Nachwuchs im Regenwald: Wenn Auswilderung zum Erfolg wird

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Ein Neuanfang mit viel Geduld und viel Liebe

Die Babysitterinnen, Tierpfleger und Tierärztinnen bei BOS sind nicht einfach nur Betreuungspersonen. Sie werden zu sicheren Bindungspersonen, zu Ersatzmüttern. Und genau das brauchen Waisen wie Esa und Indri jetzt am meisten: Stabilität, Ruhe und emotionale Sicherheit. Denn nur, wenn die seelischen Wunden heilen, können sich auch die körperlichen Verletzungen vollständig erholen.

So wie bei vielen geretteten Orang-Utans beginnt auch für Esa und Indri der Weg in ein selbstbestimmtes Leben mit einer einfachen, aber lebenswichtigen Grundlage: Vertrauen.

Helfen Sie mit?

Mit nur 50 CHF ermöglichen Sie eine zweiwöchige Milchration. Eine artgerechte, vitaminreiche Ernährung, die Leben rettet. Zudem gilt: Das Geben der Fläschchen durch die vertrauten Babysitterinnen schenkt Geborgenheit, Nähe und Trost. Danke für Ihre Spende!

Spenden Sie für Babys wie Esa und Indri