Begeistert und dreckig – meine Zeit mit „One Tree One Life“
12 Tage Regenwald, 1000 gepflanzte Bäume, endlose Mückenstiche – und ganz viel Sinn. Ich war Teil eines Volontariatsteams von BOS Schweiz und habe gemeinsam mit zehn weiteren engagierten Menschen zwischen 18 und 65 Jahren unter der Leitung von Nico Bärtsch in Samboja Lestari mitangepackt. Es war intensiv, anstrengend, lustig – und unvergesslich sinnvoll.
Text von Lis Borner, BOS Schweiz-Volontärin

Warum ich mitgemacht habe
Als Touristin war ich schon vor meiner Zeit bei BOS auf Borneo. Die Schönheit des Regenwalds, die Orang-Utans hoch oben in den Bäumen, die üppige Natur – all das hat mich tief berührt. Und genauso die Gegensätze: sterile Palmölplantagen, abgeholzte, leblose Flächen. Seitdem weiss ich: Orang-Utans sind nicht umsonst „Waldmenschen“. Ihre Gesten, ihr Blick – sie erinnern uns an uns selbst. Sie müssen überleben. Wie wir. Doch weil sie uns so ähnlich sind, werden sie verfolgt, gefangen, missbraucht. Das muss aufhören. Und klar ist: Ohne Regenwald gibt es keine Orang-Utans. Und ohne funktionierendes Klima – keine Menschen.
Was wir gemacht haben
Bäume pflanzen:
Wir haben 1000 Setzlinge in die Erde gebracht, Löcher gegraben, Bäume gepflanzt, Moskitos verjagt. Jetzt wachsen in Samboja Lestari neue Frucht- und Hartholzbäume – und wir sind stolz darauf.
Ginger Leaves sammeln:
Mit Macheten haben wir Ginger Leaves geschlagen und sie durch den dichten Wald hinauf zum Jeep getragen, um sie später den Orang-Utans zu bringen. Anstrengend – aber auch ziemlich witzig!
Enrichments basteln:
Für Orang-Utans und Malaienbären haben wir Beschäftigungsmaterial hergestellt. In Bambusrohren versteckten wir Blätter, Früchte und Nüsse, die die Tiere neugierig wieder auspackten. Einfach schön, das zu sehen.
Klettergerüst umbauen:
Wir haben ein riesiges Klettergerüst für Sonnenbären versetzt und neu aufgebaut – am Ende waren wir regennass, lehmverschmiert und zufrieden wie selten.
Beobachten und staunen:
Wir beobachteten Orang-Utans auf ihren Inseln, in der Waldschule und in den Auffangstationen – lachend, begeistert, manchmal traurig. Traurig, weil uns klar wurde, was Menschen diesen Tieren angetan haben. Und hoffnungsvoll, weil es für viele von ihnen eine echte Zukunft gibt.

Was bleibt
„One Tree One Life“ ist ein Projekt mit Vision – ein Baum nach dem anderen, ein Leben nach dem anderen. Samboja Lestari ist eine von Menschen geschaffene Oase, die dem zerstörten Regenwald neues Leben schenkt. Noch ist er weit entfernt von der Vielfalt eines natürlichen Regenwaldes, aber: Es ist ein Neubeginn. Ich bin dankbar, dass ich ein kleines Stück beitragen durfte. Es war eine Bereicherung, mit so vielen engagierten Menschen gemeinsam etwas Sinnvolles zu tun.
Und: Ich weiss jetzt den Luxus, jeden Morgen trockene Socken anziehen zu können, wirklich zu schätzen.