6 Orang-Utans erfolgreich ausgewildert

Veröffentlicht25.04.2025

Am 22. April 2025, zum internationalen “Earth Day”, durfte ein ganz besonderes Abenteuer beginnen: 6 Orang-Utans aus der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari fanden im Kehje Sewen-Wald in Ost-Kalimantan ein neues, freies Leben. Mit viel Engagement, Geduld und Herzblut wurde ihre Rückkehr in die Wildnis vorbereitet – jede ihrer Geschichten ist einzigartig und berührend.

Ein Orang-Utan-Transportkäfig wird durch den Wald getragen

Beschwerliche Reise

Die eigentliche Auswilderung war eine wahre Meisterleistung an Organisation und Fürsorge: Am 22. April 2025 begann der Weg in die Freiheit für die sechs Orang-Utans mit letzten medizinischen Vorbereitungen in der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari. Nach einer sanften Sedierung wurden sie sorgfältig in Transportboxen gelegt – jede Bewegung von erfahrenen Tierärztinnen und Technikern überwacht, um Stress zu minimieren.

Transportbox in einem Boot

Gegen Nachmittag wurde die Auswilderung offiziell gestartet, begleitet von Indonesiens Forstminister Raja Juli Antoni. Was folgte, war eine mehrstufige, über 20-stündige Reise: Zunächst rund 12 Stunden Fahrt über schwierige Strassen, dann eine kurze Erholungspause in Muara Wahau mitten in der Nacht. Von dort ging es weiter zum Fluss, wo die Transportboxen auf kleinen Booten sicher in die Kehje Sewen-Wildnis gebracht wurden – Schwimmvorrichtungen sorgten dabei für zusätzliche Sicherheit.

Ein Orang-Utan wird ausgewildert

Jeder einzelne Schritt der Freilassung wurde genau dokumentiert und anschliessend in einer umfassenden Auswertung analysiert. In den kommenden Monaten wird ein spezialisiertes Monitoring-Team die Orang-Utans weiter begleiten, um sicherzustellen, dass sie gut in ihrem neuen Lebensraum ankommen.

Diese gelungene Auswilderung zeigt eindrucksvoll, was möglich ist, wenn Mensch und Natur zusammenarbeiten – für eine Zukunft, in der Orang-Utans wieder in Freiheit leben können.

Warten auf die Freiheit

Viele der geretteten Orang-Utans verbringen Jahre, manchmal Jahrzehnte in den Rettungsstationen. Das liegt nicht an mangelndem Willen, sie auszuwildern – im Gegenteil. Doch Orang-Utans brauchen eine lange und intensive Vorbereitung auf ein Leben in Freiheit: Sie müssen ihre Wildtierinstinkte entwickeln oder wiedererlernen. Manche Tiere sind durch frühere Kontakte zu Menschen zu sehr an menschliche Nähe gewöhnt, andere müssen schwere Krankheiten überwinden und wir müssen geeignete Gebiete finden, die Schutz bieten. Auch politische, rechtliche und finanzielle Herausforderungen machen den Weg in die Freiheit oft zu einem langen Prozess. Jeder ausgewilderte Orang-Utan ist darum ein wertvoller Erfolg für den Artenschutz.

6 Orang-Utans, 6 bewegende Geschichten

Uli – zurück zu den Wurzeln

Uli ist 28 Jahre alt. Er wurde als Jungtier in Palangka Raya entdeckt, aufgezogen und im Jahr 1999 in einem Schutzwald ausgewildert. Doch Videos in sozialen Medien zeigten ihn Jahre später, wie er von Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern gefüttert wurde – ein gefährlicher Zustand, der seine Freiheit gefährdete. Im Jahr 2022 wurde er deshalb erneut gerettet und zwei Jahre lang intensiv auf ein Leben ohne menschliche Abhängigkeit vorbereitet. Heute ist Uli ein gesunder, kräftiger Orang-Utan, bereit für ein Leben in Freiheit.

Siti – eine Rückkehr voller Hoffnung

Siti ist mit ihren 35 Jahren die Älteste unter den Ausgewilderten. Ihre Reise ist eine Geschichte von Hoffnung und Durchhaltewillen: Bereits 1997 wurde sie zum ersten Mal in einem Schutzwald ausgewildert. Doch der Verlust ihres Lebensraums und zunehmende menschliche Aktivitäten in ihrem Gebiet führten dazu, dass Siti wiederholt die Nähe von Menschen suchte, um Nahrung zu finden. 2022 wurde sie erneut gerettet und in die Rettungsstation gebracht. Nach sorgfältiger Pflege und intensiver Vorbereitung ist Siti jetzt bereit, ein neues Kapitel im Kehje Sewen-Wald zu schreiben – dieses Mal für immer.

Mikhayla – die kleine Kämpferin

Die jüngste Heldin dieser Gruppe ist Mikhayla, ein 10-jähriges Orang-Utan-Mädchen. Ihr Überlebenswille beeindruckte alle: Anfang 2025 wurde sie schwer unterernährt und völlig erschöpft an einer gefährlichen Strasse entdeckt, mitten in einem Bergbaugebiet. Zum Glück erhielt sie von BOS sofort lebensrettende medizinische Versorgung. Nur 3 Monate später, nach intensiver Pflege und viel Fürsorge, ist Mikhayla bereit, die Bäume des Kehje Sewen-Waldes zu erklimmen – ein neuer Anfang für ein junges Leben.

Mori – ein zweiter Anlauf

Die 16-jährige Mori kennt den Kehje Sewen-Wald bereits. 2019 wurde sie hier ausgewildert, doch eine schwere Erkrankung zwang sie 2020 zur Rückkehr in die Rettungsstation. Nach intensiver Behandlung und vollständiger Genesung erhielt sie nun eine zweite Chance. Mori, die als junges Waisenkind ohne Mutter aufwuchs, hat sich zu einer unabhängigen Orang-Utan-Dame entwickelt, die menschlichen Kontakt meidet. Ihre Rückkehr in den Wald ist ein stiller, aber lebensverändernder Triumph.

Sie-Sie – ein langer Weg in die Freiheit

Der 31-jährige Sie-Sie verbrachte fast sein ganzes Leben in menschlicher Obhut. Als kleiner Orang-Utan wurde er 1996 aus Semarang gerettet und in die Rettungsstation gebracht. Aufgrund seiner zarten Erscheinung hielt man ihn zunächst für ein Weibchen – doch mit der Zeit entwickelte Sie-Sie die markanten Backenwülste eines dominanten Männchens. Über Jahre hinweg lernte er geduldig alle Fähigkeiten, die er in der Wildnis braucht: Nestbau, Nahrungssuche, Klettern. Nun, nach 29 langen Jahren der Vorbereitung, hat Sie-Sie endlich die Chance, das Leben zu führen, das ihm bestimmt ist – frei im Regenwald.

Bugis – ein sanfter Riese

Bugis, 33 Jahre alt, ist ein imposanter Orang-Utan mit einer sanften Seite. Er kam 2003 aus Ujung Pandang in die BOS-Rettungsstation. Bekannt für seine dominante, aber auch kooperative Art, zeigte Bugis eine starke Bindung zu seinen menschlichen Pflegerinnen und Pflegern, blieb aber im Umgang mit Artgenossinnen und Artgenossen manchmal schwierig. Nun, nach 22 Jahren geduldiger Rehabilitation, darf Bugis endlich seine wahre Natur entfalten – als freier Bewohner des Kehje Sewen-Waldes.

Mit dieser Auswilderung feiern wir nicht nur den “Earth Day”, sondern auch die unermüdliche Arbeit aller, die an den Schutz der Orang-Utans glauben. Über 350 Orang-Utans warten derzeit noch in den Rettungsstationen auf ihre Rückkehr in die Freiheit. Diese Geschichten zeigen, dass jeder einzelne und jede einzelne von ihnen eine Zukunft verdient hat – und dass wir gemeinsam die Hoffnung auf eine bessere Welt am Leben erhalten können.

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