Kult und Kultur
In verschiedene Kulturen oder kulturellen Praktiken finden tierische Produkte Anwendung. Bekannte Beipiele hierfür sind die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) sowie Vodoo-Rituale. Die dafür gejagten oder gezüchteten Tiere sind oft massiv vom Aussterben bedroht oder müssen Elend leiden. Was also tun? Ein Aufklärungsversuch.
Auch wenn dies in der westlichen Welt oft kein Thema ist, das Aussmass des weltweiten Handels mit tierischen Kult-undKultur-Produkten ist immens: dem TCM-Markt werden Umsätze im zweistelligen Milliardenbereich attestiert und eine genauso grosse Summe, die über den Schwarzmarkt gehandelt wird.
Der verwaiste Malaienbär (grosses Bild) besucht in der BOS-Rettungsstation Samboja Lestari die Waldschule. Viele seiner Art fristen ein trostloses Schicksal: Jungtiere werden im Namen der TCM als Gallensaft-Spender*innen in engen Käfigen eingepfercht. Jahrelang werden ihre Gallenblasen regelrecht angezapft, um den begehrten Gallensaft zu «ernten». Der Prozess ist grausam: Ein Katheder wird ohne Betäubung durch die Bauchdecke in die Gallenblase gespiesst. Durch diese Röhre wird ein Schlauch direkt in das Organ geführt, um den Saft zweimal am Tag zu «zapfen». Damit die kleinen Bären sich weder Rohr noch Schlauch aus der entzündeten Wunde reissen, weil diese schmerzt, werden sie so eng in Käfige eingepfercht, dass sie sich nicht mehr bewegen können. Falls die Tiere gerettet werden können, schreien die völlig verstörten Bären immernoch, wenn sie einen Menschen sehen, aus Angst wieder «angezapft» zu werden.

Nicht für Gallensaft, aber zur Unterhaltung wird dieser Bär in einem Freizeitpark in Guangxi, China, dazu gezwungen, für Fotos zu posieren. Der plumpe Ring in seiner Nase ist eine ständige Quälerei. Eine falsche Bewegung und der Bär hatte grosse Schmerzen. Kaum vorstellbar, wie es seinen Artgenossen und -genossinnen in den Gallensaftfarmen gehen muss.

Auch für Vodoo-Praktiken werden Tiere geopfert. Der Fotograf Aaron Gekoski fasst seine Sprachlosikeit so zusammen: «Die Köpfe von Nashornvögeln und Pavianen auf einem Markt ausserhalb von Ouidah, Benin. Wir verbrachten den Tag auf einigen Voodoo-Märkten und sahen jedes tote Tier, das man sich vorstellen kann: Krokodile, Paviane, Schildkröten, Schlangen, Hyänen, Hunde, Chamäleons, dutzende von Vogelarten und sogar Gorillahände. Voodoo hat zwar eine jahrhundertealte Tradition, aber wenn man solche Orte sieht, muss man sich fragen: Welche Hoffnung hat die Tierwelt?»

Der zweite Teil des Bildpaares zeigt das Foto eines sich ausruhenden Leoparden in seinem natürlichen Habitat. Nicht missbraucht für rituelle Tieropfer, sondern Herr seiner Selbst.
Bei all dem Leid, stellt sich die Frage: Was können wir in der Schweiz tun?
✔ Finanziell helfen und Aufklärungskampagnen in den Herkunftsländern und Rettungsaktionen zu unterstützen.
✔ Politischen Einfluss auf am Handel beteiligte Länder und Handelspartner*innen nehmen, indem z. B. Gesetze zum Schutz der Arten erlassen werden.
✔ Keine tierische TCM Produkte konsumieren und auch andere anhalten, synthetische oder pflanzliche Ersatzprodukte zu konsumieren.

4 000 auftauende Schuppentiere, versteckt in einem Schiffscontainer hinter einer Fassade aus gefrorenem Fisch - eine der grössten Beschlagnahmungen dieser streng geschützten und geschmuggelten Tiere in Sumatra, Indonesien. Ihre Schuppen werden in der TCM verwendet - obwohl wissenschaftlich bewiesen ist, dass sie keinen medizinischen Wert haben.

Ein «Schuppentier-Mann», der sich der Rettung und Pflege dieser hilflosen Tiere verschrieben hat. Er trägt jeden Abend gerettete Tiere in die Steppe, damit diese sich dort Futter suchen können - und wieder zurück in Sicherheit, bis die Tiere in die Wildnis entlassen werden können.
Fazit: Im Namen der TCM und des Vodoo leiden und sterben Millionen von Tieren. Ohne klare internationale Regeln und Strafen steuern wir auf die Ausrottung vieler dieser Arten zu.